Geschichte

von P. Michael Schlatzer OFM (†)

Wie kam es zur Gebetsaktion?

Es war der 13. Mai 2000. Damals durfte ich durch ein wohltätiges Ehepaar an der Seligsprechung der Kinder von Fatima teilnehmen. Genau mir gegenüber waren während der hl. Messe der Papst und Schwester Lucia, der 1917 und später die Gottesmutter erschienen ist. Während der hl. Kommunion überkam mich die innere Gewissheit, dass wir für die Priester beten, viel beten müssen. Ja, dass wir für jeden Priester beten müssen. Die Gottesmutter hatte die kleine Jacinta vor ihrem Sterben gebeten, für die Priester zu beten.


Hinweise von oben

Als ich nach der Seligsprechung nach Hause kam, lag ein Buch über Maria Sieler aus Wintersdorf in der Oststeiermark bei meiner Klosterzelle. Jemand hatte es für mich abgegeben. Ich begann das Buch zu lesen und wurde zutiefst ins Herz getroffen: Schon vor 70 Jahren erkannte diese Frau, dass das katholische Priestertum in näherer Zukunft in seiner Substanz bedroht wird. Sie bemühte sich sogar in Rom um die Gründung eines Priesterwerkes. Am nächsten Tag kam eine Frau aus einer Nachbarortschaft. Sie sagte mir, dass sie ein Gebetswerk gründen wolle für die Priester im Geist der hl. Theresia vom Kinde Jesu. Nun hatte ich die Bestätigung, was die Gottesmutter so eindringlich in Fatima verlangt hatte: Viele Menschen auf die geistliche Not der Priester aufmerksam zu machen und sie zum Gebet zu vereinen. Immer mehr wurde mir bewusst: Die Gottesmuter wünscht, dass namentlich für die Priester gebetet wird – dabei genügt der Vorname. Man übernimmt so etwas ähnliches wie eine geistige Vater- oder Mutterschaft. Alles andere weiß Gott.


Hindernisse

Der 13. Mai 2000 und der 8. Dezember 2002 liegen doch zeitlich auseinander. Warum habe ich nicht früher begonnen? Das hatte mehrere Gründe: Zum einen war ich sehr beschäftigt mit dem Seligsprechungsprozess für den Diener Gottes Pater Petrus Pavlicek. (Ich übte das Amt des Postulators aus.) Zum anderen hatte ich einen schweren und schmerzlichen Bandscheibenvorfall, der damals meine linke Hand lähmte. Und schließlich erfuhr ich noch ein hartes Unrecht. Das alles aber machte mich nicht mutlos: Im Blick auf den hl. Pater Pio wusste ich: Gott will die Gebetsaktion für die Priester. Sie muss erlitten werden: seelisch und körperlich! Gott sei Dank wurde mir damals ein guter priesterlicher Freund geschenkt, der mir in den Tagen des Leides ein treuer Helfer war. Auch er hatte sehr viel Unrecht erdulden müssen. Im November 2002 begann ich, einige Gläubige anzuschreiben und zu bitten, dass sie für einen Priester beten mögen. Das Echo war so enorm, dass ich Mut fasste und so begann ich am 8. Dezember 2002 offiziell mit der Gebetsaktion. Gebe ihr Gott reiche Früchte!


Vermächtnis

Gott, der barmherzige Vater, hat GR P. Michael (Josef) Schlatzer OFM am 19. April 2022, Dienstag der Osteroktav, im 67. Lebensjahr nach einem erfüllten Leben als Franziskaner und Priester zu sich in die ewige Heimat gerufen. Die Gebetsgemeinschaft zur Heiligung der Priester stellt ein bleibendes Vermächtnis von P. Michael dar, das über seinen Tod hinaus bestehen und blühen soll.

 


Wer ist P. Michael Schlatzer?

Josef Schlatzer wurde am 28. Juli 1955 als dritter von vier Söhnen in Ober Grafendorf (NÖ) geboren. Schon als Kind spürte Josef den innigen Wunsch, Priester zu werden. Deshalb schickten ihn seine Eltern nach Abschluss der Volksschule in das Bischöfliche Knabenseminar in Seitenstetten. In Maria Lanzendorf empfing er am 29. September 1974 aus den Händen von Provinzial P. Edmund Schinko das Kleid des hl. Franziskus, erhielt den Ordensnamen Michael und trat in die Wiener Franziskanerprovinz vom Hl. Bernhardin ein. P. Michael legte am 3. Oktober 1975 die Erstprofess und am 1. Oktober 1978 in Wien die Feierliche Profess ab. Ab Herbst 1975 besuchte er als Gasthörer Vorlesungen in Philosophie und Theologie an der Lehranstalt des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz. Am 25. März 1979 wurde P. Michael in Frauenkirchen zum Diakon geweiht. Die Priesterweihe empfing er gemeinsam mit P. Andreas Siess am 29. Juni 1980 durch Bischof Stefan László in Eisenstadt. Nach der Priesterweihe einige im seelsorglichen Dienst, unter anderem im Franziskanerkloster Graz und in Frauenkirchen. Dort wirkte er segensreich über einen langen Zeitraum als Kaplan, Hausoberer und Verantwortlicher für die Berufungspastoral. Aufgrund seines großen Einsatzes konnten Basilika und Kloster Frauenkirchen renoviert werden. 1999 brachte P. Michael indische Ordensfrauen ins Kloster Frauenkirchen. Die Joseph-Schwestern sind noch heute dort tätig. Weitere seelsorgliche Stationen waren die Pfarren Gols und Zöbing, Oggau a.N., Rust a.S. sowie Mörbisch. 2006 wurde P. Michael ins Kloster Eisenstadt versetzt, wo er Filialvikar, Ökonom, OFS-Assistent und Gefangenenseelsorger war. Im September 2018 übersiedelte er krankheitshalber zunächst in den Pfarrhof Pfaffstätten, der zum Stift Heiligenkreuz gehört, danach in ein zum Stift gehöriges Forsthaus in Heiligenkreuz. Gott, der barmherzige Vater, hat GR P. Michael (Josef) Schlatzer OFM am 19. April 2022, Dienstag der Osteroktav, im 67. Lebensjahr nach einem erfüllten Leben als Franziskaner und Priester zu sich in die ewige Heimat gerufen.